DFL-Investorendeal: Warum die Fanszenen in Deutschland kollektiv schweigen

In Deutschland kam es am Montag zu einer wohl folgenreichen Entscheidung: Nachdem erst im Frühjahr ein Antrag zum Einstieg von Investoren in den Ligaverband gescheitert war, wurde nun ein leicht abgeänderter Antrag mit der nötigen Zweidrittelmehrheit angenommen, nachdem die Fanszenen vieler Vereine in den letzten Wochen erneut dagegen mobil machten.

Von der während der Pandemie gerade in Deutschland vielerorts beschworenen Demut also keine Spur mehr, vielmehr öffnet sich die DFL somit für Investoren und deren Ideen. Beispiele aus anderen Ländern zeigen: Fanfreundlich sind diese Ideen eher selten, zudem begünstigen Verträge erneut die großen, ohnehierfolgreichen Teams, was die Schere zwischen groß und klein weiter vergrößern wird. 

Da in Deutschland viele Vereine nach wie vor Mitgliedervereine sind und die Fans durch die 50+1 Regel zumindest die Gewissheit haben, dass mehr als 50% der Stimmanteile beim Verein liegen, wäre es naheliegend, bei einer derart weitreichenden Entscheidung auch die Mitglieder miteinzubeziehen, doch wurden diese in vielen Fällen übergangen - in Hannover kam es gar dazu, dass die Mitgliederversammlung gegen den Investorendeal stimmte und dem Entsandten und langjährigen Investor Martin Kind somit eine klare Linie vorgab. Dieser stimmte vor Ort dennoch für den Deal. Ein schönes, aber auch trauriges Beispiel für das Demokratieverständnis vieler Funktionäre. 

Es steht nun ein über 20 Jahre abgeschlossener Investorenpakt im Raum, der langfristig gewiss einige bisher unantastbare Grundsätze des deutschen Fußballs umstoßen wird. Von Anstoßzeiten über Medienrechte und wichtige Spiele im Ausland - die Klubs werden sich dem Geld und dem Investor gerade in wirtschaftlich ohnehin schwierigen Zeiten wohl immer wieder ein Stück weiter beugen - zu viel steht nun eben auf dem Spiel. Der Einfluss von Investoren in Sportligen bringt vieles mit, nur eben keinen Fußball nahe an der Basis, der seine Herkunft und Geschichte kennt, schätzt und respektiert. Gerade eine Liga, die mehr als alle anderen europäischen Ligen von den Fans und der Atmosphäre lebt, wo Fußball wirklich gelebt wird, täte gut daran, dies auch zu einem Alleinstellungsmerkmal zu machen und nicht der weltweiten Profitmaximierung nachzueifern. Ein Stück der Besonderheit des deutschen Fußballs wird verloren gehen. 

Die deutschen Fanszenen planen am kommenden Spieltag nun einen Aktionsspieltag, bei dem sie kollektiv die ersten 12 Minuten schweigen werden. 12 Minuten, die zeigen sollen, wie wichtig der 12. Mann für das Stadionerlebnis ist. Es ist anzunehmen, dass dies nur der Beginn einer Reihe von Protestaktionen sein wird. Bereits in der Vergangenheit haben die Fans in unserem Nachbarland häufig bewiesen, welch eine Macht sie sein können, wenn alle an einem Strang ziehen und waren dabei auch häufig erfolgreich. Es wäre ihnen zu wünschen, dass auch diese Causa noch eine positive Wendung nimmt.

 

Volkssport Fußball (Instagram)

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