Kritik an Rosa ≠ Kritik an Rosa

Kommentar zum Kommentar von Hr. Zambarloukos in den OÖN vom 21.3.2024

In Sizilien schlendern tausende Menschen - überwiegend Männer - ungeniert mit der traditionsreichen Gazzetta dello Sport durch die Gassen und in Kaffeehäuser. Seit 1900 ist ihr Papier in Rosa gehalten, es ist das Markenzeichen einer der bekanntesten Sportzeitungen der Welt. Dabei tragen diese Menschen häufig auch die Dressen des beliebtesten Fußballclubs der Insel, die des FC Palermo. Seit 1907 sind diese in Rosa gehalten, damit sind es zwar nicht ganz die Farben (rot-blau für sieben Jahre seit Gründung 1900), die ihnen die Gründungsväter gaben, aber doch jene, die seit über 100 Jahren legendäres Markenzeichen dieses stolzen Clubs sind. Für die Fans bedeuten sie Tradition und Identität, sie sind heutzutage nicht mehr wegzudenken. 

Ein Franchise zum Vergleich? 

Inter Miami ist laut Definition ein 2018 gegründetes Franchise der MLS, der amerikanischen Fußballliga und hat damit per se schon wenig mit dem Fußball zu tun, mit dem sich die Mehrheit der europäischen Fußballfans identifiziert. Dass Rosa als Vereins- beziehungsweise Dressenfarbe gewählt wurde, ist also nicht nur eine Entscheidung der dortigen Vereinsgründer, sondern für den Vergleich zum LASK auch völlig irrelevant. Das gilt übrigens auch für den Vergleich zu einigen europäischen Topclubs, die diese Farbe in der Vergangenheit für ihre dritte Dress wählten - sie waren eine vorübergehende Entscheidung des Vereins selbst und kein mittlerweile lang anhaltendes Sponsorenprojekt zum Leidwesen der eigenen "Corporate Identity" eines Clubs. 

Andere Ausgangssituation beim LASK

Womit wir beim LASK angelangt wären. Vergleicht man nämlich die von Herrn Zambarloukos in seinem Kommentar angeführten Beispiele mit dem LASK, so wird eines deutlich: keines der angeführten Beispiele hat neben der Farbe weitere Berührungspunkte mit jenen Sorgen, die viele LASK-Fans seit Jahren regelmäßig vorbringen. Es ist nämlich, wie bereits mehrfach erwähnt, nicht die austauschbare Farbe Rosa an sich, die aus falsch verstandener Männlichkeit oder gar Homophobie heraus kritisiert wird. Vielmehr ist es der Einfluss der Firma BWT, der in den sponsorenfarbenen Dressen nunmal am deutlichsten sichtbar wird und die auf Bestreben des Sponsors manchmal auch dann eingesetzt werden, wenn es aufgrund der Farbwahl des Gegners auch anders möglich gewesen wäre - ein Fakt, der uns von anderen Vereinen unterscheidet, die ihre dritten Dressen nur im Notfall oder selbstbestimmt einsetzen. 

Es gibt dutzende Beispiele was passiert, wenn ein Fußballverein nicht mehr selbstbestimmt arbeiten kann oder sich zu sehr von einigen wenigen Sponsoren abhängig macht. Davor wollen wir unseren Verein bewahren. Der LASK ist damit nämlich nicht in Gesellschaft mit Palermo, wo die Dressenfarbe eine lange Geschichte hat. Nicht mit Inter Miami, wo diese vermutlich eine geschickte Marketingentscheidung des Vorstands ist. Nicht mit Juventus Turin, wo die Farbe Rosa seit 1897 Teil der Klub-Identität ist. Nicht mit dem HSV, dem FC Arsenal oder Manchester United, die mit ihren Ausweichdressen die Farbpalette vermutlich bereits durchgespielt haben. Wer diese Unterschiede verkennt und alles in einen Topf wirft, der hat sich mit der Thematik offenbar nicht wirklich auseinandergesetzt. 

Die aktuelle Diskussion um die EM-Dressen der Deutschen hat mit unserer Kritik an Sponsorenfarben außer der Farbe nichts gemein.

Zur aktuellen Diskussion

Es war uns klar, dass diese Thematik mit der Dressenwahl des DFB für die Heim-Europameisterschaft wieder aufkocht. Diese optisch durchaus interessante Dress ist sicherlich Geschmackssache, die Kritik daran häufig unreflektiert, homophob und sexistisch - an Beiträgen und Bildern im Internet zu sehen. Auch damit waren wir bereits konfrontiert - und können uns nur immer wieder in aller Deutlichkeit davon distanzieren. Eine derart unreflektierte Art der Kritik ist nicht die unsere. Im Gegenzug erwarten wir gerade von oberösterreichischen Journalisten, dass sie Kommerzialisierungskritik von menschenfeindlichem Müll auf der einen Seite und rosafarbener Tradition auf der anderen Seite unterscheiden können. 

Die Meinung des OÖN-Redakteurs, es käme lediglich darauf an, wer auf dem Rasen eine gute Figur macht, widerspricht der weltweiten Faszination von Abermillionen Fußballfans für ihre Farben und die Geschichte ihrer Vereine. Er macht damit Fußballfans zu reinen Erfolgsfans und übersieht dabei die unbedingte Liebe, die sie ihren teils erfolglosen Vereinen entgegenbringen, macht diese Vereine beliebig austauschbar. Die Faszination Fußball lässt sich eben nicht nur durch die Anziehung größtmöglicher Erfolge erklären.

INITIATIVE SCHWARZ-WEISS