LASK verärgert mit Ticket-Strategie für Liverpool-Auswärtsspiel
"Machen Sie sich keine Sorgen, es wird für Dauerkarteninhaber natürlich möglich sein, Karten für Liverpool zu erwerben", hieß es vor einigen Wochen auf Anfrage eines jahrzehntelangen LASK-Fans beim Verein. Während er sich, genau wie hunderte andere LASKla, also an die Hotel- und Flugbuchung machte, füllte der Verein selbst seine gemeinsam mit "Travelling Partner" Aerox gecharterten Fanflieger wahllos mit Leuten, die sich auf dem gemütlichsten Weg nach Anfield machen wollen und dafür bereit waren, mindestens 519€ zu bezahlen - Ticket für das Jahrhundertmatch inklusive.
Dieses Angebot nutzten neben zahlreichen LASK-Fans, für die diese Version der Reise die beste Option schien, auch Menschen, die mit dem LASK weniger oder nichts am Hut haben, die "so schnell und einfach nicht mehr nach Anfield kommen würden." Uns sind jedenfalls einige solcher Beispiele bekannt. Am Dienstag wurde nun öffentlich, was viele Fans seit Tagen befürchteten: Es wird keinen freien Verkauf geben. Neben acht Fanfliegern, an denen LASK-Partner Aerox und damit auch mindestens ein Freund des LASK verdient, gibt es lediglich Karten für die Fanclubs und die aktive Fanszene. Alle weniger organisierten LASKla gehen leer aus. Somit auch jener zu Beginn genannte Fan, der seit über 40 Jahren beinahe alle Spiele des LASK besucht, dem Verein auch in der Regionalliga die Treue hielt, als sich viele andere abwandten, die sich heute gerne blicken lassen. Erfolg ist sexy, Treue scheinbar (in vielen Fällen) wertlos.
Vorweg: Es ist lobenswert (wenn auch überall üblich und selbstverständlich), dass die Kartenwünsche der Fanclubs berücksichtigt wurden. Weiters sind wir uns auch dessen bewusst, dass - selbst wenn die Karten nur an Dauerkartenbesitzer gegangen wären - einige wohl leer ausgegangen wären. Dennoch hätte es einige fairere Möglichkeiten gegeben, die Karten zu verteilen.
Fanflieger-Reisenden kann kein Vorwurf gemacht werden
Nun ist es nicht verwerflich und es kann niemandem der Vorwurf gemacht werden, dieses öffentlich nutzbare Angebot in Anspruch zu nehmen. Hierbei hätte vielmehr der LASK in irgendeiner Form selbst eingreifen müssen. Als das Angebot präsentiert wurde, war keine Rede davon, dass es möglicherweise keinen freien Verkauf geben würde. Es gab keinen geschützten Vorverkauf, kein Beachten der "Booking History", keine Begrenzung der Flieger, die Deadlines für die Buchung wurde mehrmals verschoben, bis zuletzt wurde noch versucht, einen neunten Flieger in den Himmel gen Westen zu schicken. Währenddessen gab es stets (nur auf Nachfrage) Wasserstandsmeldungen des LASK, fixe Informationen konnten selbst den Fanclubs lange Zeit nicht gegeben werden. Immer mehr verdichtete sich die Vermutung, es könnte für nicht-organisierte LASK-Fans - so treu sie auch sein mögen - schwer bis unmöglich sein, an Karten zu kommen.
Die Nachricht am Dienstag war dennoch ein Schlag in die Magengrube - auch für viele, die ihre Karte auf anderen Wegen erhalten haben. Denn sie werden in Liverpool höchstwahrscheinlich auf einige Freunde und Bekannte verzichten müssen, die sie seit Jahren zu jedem LASK-Spiel begleiten. Es scheint für unseren Verein fast völlig egal zu sein, wer sie in Liverpool unterstützt, solange damit Geld zu machen ist. Noch nie hat es der LASK bisher geschafft, eine organisierte Fanreise anzubieten - nur logisch, dass viele Fans individuell buchen - wie bisher üblich. Auch ein kombiniertes Angebot aus (weniger) Fanfliegern sowie Einzeltickets für Dauerkarteninhaber wäre hier denkbar und sinnvoll gewesen.
Schlechte Kommunikation
Hunderte gebuchte Reisen und Hotels sind nun also nutzlos, nur weil der LASK zum einen erneut nicht kommunizieren kann, zum anderen, weil er seinen treuen Fans zum wiederholten Male zeigt, wie wenig sie ihm bedeuten. Selbst dann, wenn der LASK mit den Dauerkartenpreisen "die Treue der Fans belohnen will", argumentiert und rechtfertigt er damit im nächsten Atemzug die mit Abstand teuersten Tageskartenpreise Österreichs. Ob sich dadurch auch nur ein Dauerkarteninhaber besser fühlt, ist den Verantwortlichen dabei wohl egal.
Zählt man die geschätzt-benötigte Kartenanzahl von acht Fanfliegern und Fanclubs zusammen, bleibt es immer noch ein Rätsel, was mit den restlichen Karten passiert. Zum einen ist da der nicht zustandegekommene Flieger ab Salzburg, der eigentlich Karten in den freien Verkauf hätte bringen müssen und zum anderen ist es ein merkwürdiger Zufall, dass die Anzahl der verkauften Karten genau 2350 beträgt. Geht man von einer durchschnittlichen Fliegerbesatzung von 170 Teilnehmern aus, kommt man bei acht Fliegern auf 1360 vergebene Karten. Dass die fast 1.000 restlichen Karten allesamt von Fanclubs beantragt wurden, ist aus unserer Sicht nicht wirklich plausibel.
Wir wünschen es jedem einzelnen LASKla, den wir in den letzten Jahren kennengelernt haben, dass er irgendwie den Weg in den Auswärtssektor in Liverpool findet. Ihr habt es euch verdient, dieses Spiel im Gästeblock zu verfolgen. Es ist ungerecht, unfassbar beschämend und furchtbar traurig, dass Fans, die den Verein mit 70 anderen nach Imst begleitet haben oder mit 45 Schwoaz-Weissen in Yerevan standen, beim vermeintlichen Highlightspiel der Vereinsgeschichte keine Chance auf Karten haben. Auch jener jahrzehntelange LASK-Fan vom Beginn des Textes steht nun trotz gegenteiligem Beteuern vorerst ohne Karte da. Selbst über Jahrzehnte verdiente LASK-Fans, die in der Fanszene und teils auch beim Verein bekannt sind und dem Verein immer wieder unter die Arme gegriffen haben oder sogar für ihn gearbeitet haben, als es sonst niemand tat, müssen nun um ihre Karten zittern oder sind auf Kontakte zu den Fanclubs angewiesen. Sowas kann niemand fair finden. Nur der LASK schafft es, solche Highlights durch die eigene Ignoranz und schlechte Kommunikation für viele - auch jene, die das Glück haben, dabei sein zu dürfen - zu vermiesen.
Manchmal hasst man das, was man doch liebt.
