Paragraph 3 und eine Geschichte von 122 Jahren

Wer die ersten Zeilen des „Über uns“-Textes dieser Initiative gelesen hat, dem wird die etwas holprige Formulierung der Vereinsstatuten aus dem Jahr 1919 aufgefallen sein. Wir wollen heute einen Blick in die Vereinsgeschichte wagen und dabei aufzeigen, dass es gleich zwei – im Grunde verschiedene – Vereine in der (Vor-)Geschichte unserer heutigen Athletiker gab, die beide ihre Vereinsfarben mit Schwarz und Weiß benannten.

Bereits bei der Gründung des Linzer Athletik Sportklub Siegfried im Jahr 1899 freuten sich die Linzerinnen und Linzer über einen schwarz-weißen Sportverein. Zwar wurde damals noch nicht gegen den Ball getreten, jedoch ist dies am Papier bereits jener Verein, den wir bis heute unterstützen. Seit 122 Jahren in schwarz und weiß.

Im Jahr 1908 gründete sich der Linzer Sportklub (LSK), über den die Oberösterreichischen Nachrichten bereits vor der offiziellen Gründung wussten: „Der neue Bewegungssportverein wird den Namen Linzer Sportklub mit den Farben Schwarz-weiß führen.“ Die Gründung am 25. Juli 1908 war gleichbedeutend mit dem Start des Vereinsfußballs in Linz und ganz Oberösterreich. Seit 113 Jahren in schwarz und weiß.

Die 10er-Jahre des letzten Jahrhunderts bedeuteten in ganz Europa große Veränderungen. Österreich wurde von einer Monarchie zur Demokratie, von einer europäischen Großmacht zum kleinen Binnenstaat – den 1. Weltkrieg bekamen aber auch Sportvereine zu spüren: Die Fußballer des LSK mussten wohl aus Mangel an Spielern den Verein auflösen. Engagierte Funktionäre aber brachten es zu Stande, dass die verbliebenen Spieler dem Linzer Athletik Sportklub Siegfried beitreten konnten, um dort eine Fußballsektion zu gründen. Viele Veränderungen, aber eines blieb gleich: Seit 102 Jahren in schwarz und weiß.Das Jahr 1919 war somit jenes, in dem endgültig klar war: Der LASK spielt Fußball – und er tut es nach wie vor in schwarz und weiß. Gegen Ende des Jahres wurde der Zusatz „Siegfried“ aus dem Vereinsnamen gestrichen und Vereinsstatuten geschaffen, die bis heute unsere Historie prägen, einige dieser Paragraphen wollen wir genauer unter die Lupe nehmen. 

Entgegen der Zahlenreihe beginnen wir mit Paragraph 3, der für uns oberste Priorität besitzt: „Die Klubfarbe ist Schwarz-Weiss, das Klubabzeichen besteht aus einer Flagge mit den Anfangsbuchstaben L. A. S. K. auf schwarz-weissen Felde, in der linken Ecke die Landesfarben O. Ö., die Klubdress aus schwarz-weiss gestreiften Jersey.“

Die Farben als Identifikationsmerkmal

Hier wird klar, warum es für den LASK nur die Farben schwarz, weiß und rot geben kann: Erstere zwei als Vereinsfarben seit 1899, letztere als Farbe des Landes Oberösterreich. Fußballvereine schaffen weltweit (lokale) Identität und die Farben sind dabei ein wichtiges Identifikationsmerkmal – die Farben der weltweit größten Klubs kennt jedes Kind. Sie zu ändern würde auch bedeuten, dass man mit der Geschichte bewusst bricht. 

Auch Paragraph 1 hält eine interessante Passage parat:

Der Klub bezweckt unter Ausschluss jedweder politischen Tendenz die Pflege und Verbreitung derjenigen Sportzweige, welche auszuüben eine ordentliche Vollversammlung beschließt.

War es 1919 verständlicherweise noch die Politik, welche häufig Einfluss auf Sportvereine nahm, könnte dies im Jahr 2021 um Sponsoren ergänzt werden. Ein Verein sollte stets souverän bleiben und sich nicht von Politik oder einzelnen Sponsoren abhängig machen. Negativbeispiele aus der Geschichte gibt es genug, auch beim LASK mussten wir bereits die Erfahrung machen, dass die Abhängigkeit von Einzelnen problembehaftet sein kann.

In Paragraph 2 lesen wir, was die Aufgaben des Vereins sind:

Die Mittel zur Erreichung dieses Zweckes sind:

  • Beschaffung von Sportplätzen und der nötigen Sportgeräte zur Ausübung der einzelnen Sportdisziplinen
  • Pflege des Sportes durch Übung, Wettspiele und einschlägige Veranstaltungen
  • Pflege der geselligen Unterhaltung überhaupt

Der Sport und die Gesellschaft stehen im Mittelpunkt – der Verein ist sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst.  

In den weiteren Paragraphen geht es vor allem um die Art der Mitgliedschaft, derer es vier gab: Ehrenmitglieder, gründende Mitglieder, unterstützende Mitglieder und ordentliche Mitglieder. Transparent und klar dargestellt ist jeweils, was es bedarf, um sich Mitglied nennen zu dürfen, welche Rechte und Pflichten dadurch entstehen. Wir würden uns wünschen, dass diese Art der Transparenz und eine Form des Mitgliedersystems auch heute wieder aktiviert werden – der LASK liegt zu vielen Menschen am Herzen, als dass er Spielball einiger weniger sein darf. 

Wir alle wollen auch in Zukunft einen starken LASK, der Gemeinschaft und Tradition vorlebt. Dafür braucht es Funktionäre, Spieler, Sponsoren – aber eben auch jene, die da waren, als es sonst niemand mehr war: uns. 

Seit 122 Jahren. Seit 113 Jahren. Seit 102 Jahren. Für immer schwarz und weiß. 

Dressen nur in den Farben, die uns die Gründerväter gaben! 

 

Die Vereinsstatuten von 1920: 

INITIATIVE SCHWARZ-WEISS