„Vü gredt, nix gsogt“ – das Fanclubtreffen am 11.4.23

Der LASK lud am 11.4.2023 zum offiziellen Fanclubtreffen in den Businessclub des neuen Stadions. Auch wir nutzten diese Gelegenheit, um ein Stimmungsbild vieler Fanclubs zur aktuellen Lage zu erhalten und die Reaktionen des Vereins auf die aktuellen Vorkommnisse einzuholen. Hauptthematik war laut Einladung alles rund ums neue Stadion, tatsächlich ging es dann hauptsächlich um den nicht genehmigten Verkaufsstand der Landstrassler.

Anwesend waren etwa 40 Vertreter verschiedenster Fanclubs, LASK-Generalsekretär und Beauftragter für Fanbelange Gernot Fellinger sowie Spieler und Publikumsliebling Felix Luckeneder. Fellinger begrüßte die Fans und ging von sich aus sofort auf jenes Thema ein, das die LASKla und auch viele Medien in den letzten Tagen am meisten beschäftigte: das nicht genehmigte Verkaufsstandl für die Landstrassler sowie der Umgang mit der harmlos-kreativen Protestform beim Spiel am Sonntag. Was war passiert?


Am 16. Februar, also etwa eine Woche vor dem Eröffnungsspiel, wurde den Landstrasslern mitgeteilt, dass der Verkaufsstand im Fandorf – der bis dahin auch vereinsseitig fest eingeplant und der Fanszene zugesagt war – gestrichen sei. Die offizielle Begründung dafür lautete, dass der Stand zu nahe am offiziellen Fanshop liege und daher nicht genehmigt werde. Um im Vorfeld des Spiels keine zusätzliche Unruhe aufkommen zu lassen, wurde dieser Umstand von den Landstrasslern zunächst nicht öffentlich aufgegriffen und versucht, mit dem Verein einen Kompromiss auszuarbeiten. Daher wurde sowohl die Verkleinerung des Standes als auch dessen Verlegung unter die Tribüne angeboten – ohne Erfolg. 


LASK: "Verkaufsstand nun endgültig gestrichen" 


Da der Verkaufsstand für jede Fanszene in mehrerer Hinsicht essenziell ist und die Gespräche mit dem Verein darüber sich im Kreis drehten, entschlossen sich die Landstrassler, dies mit einer kreativen Spruchband- und Flyeraktion öffentlich zu machen – und zwar an jener Stelle, an der ansonsten der Stand stehen könnte. Was anderswo vielleicht noch einmal zu einem Umdenken führen könnte, führte beim LASK zum Gegenteil: Nicht nur, dass noch während des Spieles zwei Vereinsmitarbeitern Konsequenzen angedroht wurden, sollte das Plakat nicht entfernt werden, Generalsekretär Fellinger gab beim Treffen zudem bekannt, dass der Verkaufsstand aufgrund der Protestaktion nun endgültig gestrichen sei. Aus unserer Sicht ein Beleg, dass beim LASK vor allem die Laune des Präsidenten für die Geschicke und Entscheidungen verantwortlich ist – nicht zum ersten Mal warnen wir vor dieser Entwicklung. Fellinger zeigte sich zudem enttäuscht, dass die Landstrassler nicht weiter das persönliche Gespräch in dieser Sache suchten und stattdesssen an die Öffentlichkeit gingen – nach fast zwei Monaten und mehreren Gesprächen ohne ansatzweise ein Ergebnis und der jüngsten Eskalation für uns aber durchaus nachvollziehbar. Zudem ist es auch für den normalen Stadiongänger eine relevante Information, warum es keinen Verkaufsstand wie zuvor in Pasching gibt. Außerdem kritisierte der Generalsekretär die "fehlende Flexibilität" der Landstrassler in Sachen Verkaufsstand und betonte, dass "ein Kompromiss von beiden Seiten" kommen müsse. Ein Fan merkte hierzu an, dass die Forderung der Landstrassler von „baulich fixe Verkaufsbude im Fandorf“ über „mobiler Verkaufsstand“ zu „Biertisch im Bauch der Tribüne“ ging und somit bereits seitens der Fanszene jede Menge Flexibilität gezeigt wurde, während der Verein weiter auf einem „Nein.“ verharrt.


Neben der räumlichen Nähe wurden den Fans von Fellinger beim Treffen noch zwei weitere Gründe für das Verbot genannt. Zum einen bräuchte man für den Verkauf von Fanartikeln einen Gewerbeschein (Fellinger gab an, diese Information bei Christoph Peschek, frührerer Geschäftsführer bei Rapid und heutiger bei Blau Weiss Linz, eingeholt zu haben). Zum anderen würde es ja auch noch andere Fanclubs geben, die vielleicht auch irgendwann einmal etwas verkaufen wollen würden und man könne es ja nicht allen genehmigen. Zitat: "Wo hören wir dann auf und wo fangen wir an?"


Beide Argumente lassen sich relativ leicht aus der Welt schaffen: 


Die Fanartikel der Landstrassler werden über einen eingetragenen, gemeinnützigen Verein verkauft, der im Jahr einen gewissen Reingewinn im kleinen Rahmen erzielen darf. Dies wurde bereits vor Jahren – auch mit Vereinsverantwortlichen des LASK und Vereinsrechtsexperten – abgeklärt und ist bei nahezu allen uns bekannten Fanszenen Gang und Gäbe. Auch bei Rapid, zu deren Situation sich Fellinger bei Peschek die Informationen holte, besitzen die Fangruppen keinen eigenen Gewerbeschein für den Verkauf ihrer Fanartikel. Selbst dann, wenn es tatsächlich einen Gewerbeschein bräuchte, verstehen wir nicht, warum den Landstrasslern diese angebliche Hürde erst jetzt mitgeteilt wurde – wäre es daran gescheitert, hätte man sich bereits vor zwei Monaten darüber informieren können und wäre nun bereits zwei Schritte weiter. So wirkt es eher, als suche der Verein Ausreden dafür, dass er schlicht nicht bereit ist, konstruktive Lösungen mit den Fans zu suchen. Außerdem wurde in Pasching bereits viele Jahre lang problemlos ein Verkaufsstand betrieben.


Fan: "Wollen nicht vorgeschoben werden, um Verkaufsstand zu verbieten"


Zum zweiten Argument reicht es, einen der anwesenden Fans eines offiziellen Fanclubs zu zitieren: „Ich finde es nicht in Ordnung, dass wir vorgeschoben werden, um den Landstrasslern den Verkaufsstand zu verbieten.“ Das war auch der Tenor bei den restlichen Anwesenden, die – sollten sie Interesse an einer wie auch immer gearteten Zusammenarbeit haben – sich wohl jederzeit an die Landstrassler wenden könnten. Da sich die Landstrassler als Kollektiv verstehen, das alle Fans vertritt, die das möchten, gäbe es sicher die Gelegenheit, auch Ideen für Fanartikel einzubringen oder selbst umzusetzen – alles (positive) Dinge, mit denen sich vermutlich die Landstrassler selbst und auch jeder Fanclub lieber beschäftigen würde, als sich eine Grundsatzdiskussion mit dem Verein zu liefern. Die (fast) überall anders unnötig wäre, weil die meisten Vereine den Wert der Fans erkannt haben und verstehen, dass Choreografien sowie optische Unterstützung, mit denen vereinsseitig allzu gern geworben wird, auch finanziert werden müssen.


Fellinger erklärte zudem, dass es viele Fanszenen gebe, die keine Fanartikel am Stadiongelände verkaufen dürften. Auf Nachfrage, um welche Fanszenen es sich dabei handeln solle, nannte er jene von Austria Lustenau, die im Austria-Dorf einen eigenen Bierstand haben und dafür von den Einnahmen 20 Prozent an den Verein abgeben müssen. Nicht nur eine äußerst attraktive Möglichkeit für die Fanszene, sondern vor allem keine Antwort auf die Frage. Weitere Beispiele konnte er nicht nennen.


Anschließend ergriff ein Mitglied des LASKler-Fanclubs das Wort, die Gruppierung sieht sich als Netzwerk für Meinungsbildner und ist vorwiegend außerhalb des Fanblocks aktiv. Er erklärte ausführlich, wie wichtig die aktiven Fans auch für die Fans am Sitzplatz und auf den VIP-Plätzen seien und dass viele sich vor allem wegen der Stimmung Karten kaufen würden. Sie könnten ansonsten ja auch ins Theater gehen, wenn sie ein derart ruhiges Publikum vorziehen würden. Der Verein müsse sich bewusst machen, dass es nur miteinander gehe und dass jene Fanvertreter, die die Gespräche mit dem Verein führen, mittlerweile für eine ganze Tribüne sprechen, deren Stimme nicht gänzlich ignorieren werden könne. Von den meisten anwesenden Fans erntete er dafür Applaus. Fellinger zeigte wie schon im Gespräch mit den anderen Fanclubvertretern auch hier Unverständnis und keine Kritikfähigkeit, geschweige denn – trotz gegenteiliger Beteuerung – konstruktive Gesprächsbereitschaft. Beim LASK scheint nach wie vor der Glaube vorzuherrschen, es würde reichen, die Fans mit Gute Laune-Gesprächen und Goodies bei Laune zu halten, ohne auf Kritik ernsthaft einzugehen. 

Projekt Legendenclub?


In weiterer Folge waren die Medienberichte rund um künftige Cupfinals in Linz kurz Thema. Hierbei wiegelte Fellinger ab und meinte, dass das kein Thema sei. Auch die – bereits vor einem Jahr in einem Gespräch mit der Initiative Schwarz-Weiß als fix vermeldete – Einführung eines LASK-Legendenclubs wurde angesprochen. Fellinger erklärte, dass das im Stress des Stadionbaus untergegangen sei, man dies nun aber – in anderer Form – angehen möchte. Man darf also gespannt sein, ob und wenn ja welche Legenden künftig wieder enger mit dem LASK zusammenarbeiten und hoffen, dass das Projekt keine Eintagsfliege, sondern wirklich konsequent verfolgt wird. Damit die LASK-Legenden endlich jene Wertschätzung erfahren, die sie verdienen. 


Bevor Felix Luckeneder den Fans noch einige sportliche Aspekte näherbrachte und von der Stimmung innerhalb der Mannschaft erzählte, waren noch Gastro und Fandorf Thema. Hier arbeitet der LASK an der Optimierung und bittet um Verständnis, falls noch nicht alles optimal läuft. Auch die Ticketpolitik wurde kurz angesprochen, es gibt derzeit aber keine neuen Informationen dazu. Wir erwarten, dass es zur neuen Saison attraktive Ermäßigungen und generell günstigere Tickets in vielen Kategorien gibt, will der LASK nicht Gefahr laufen, viele potentielle künftige Fans zu verlieren. 


Der LASK macht es vielen Fans nicht leicht 


Fazit: Der LASK braucht endlich lösungsorientierte Kommunikation auf Augenhöhe, damit sich alle Beteiligten wieder auf das Wesentliche konzentrieren können: Vereinsliebe und die positive Unterstützung der Mannschaft. So viele Ideen schlummern in so vielen kreativen Köpfen so vieler Fanclubs, die allesamt nicht umgesetzt werden können, weil die aktuelle Situation in negativer Hinsicht viele Kapazitäten unnötig auffrisst. Der LASK muss nicht den Rapid-Weg gehen, der von Vereinsverantwortlichen und Medien häufig geframed wird, wenn es um Fankritik geht, und kann dennoch fanfreundlicher und sympathischer auftreten. Die Angst vor Zuständen wie bei Rapid ist beim LASK aus vielerlei Hinsicht unbegründet und dient wie vieles lediglich dazu, eine inhaltliche Diskussion im Keim zu ersticken. Der LASK macht es seinen Fans trotz neuem Stadion und sportlichem Hoch aktuell nicht leicht, ihn zu lieben und anzufeuern.

INITIATIVE SCHWARZ-WEISS