Warum der Dressen-Vergleich mit Real Madrid hinkt 

LASK-Präsident Siegmund Gruber war gestern mit Trainer Dietmar Kühbauer in der ORF-Sendung Sport am Sonntag zu Gast. Auf die rosafarbenen Dressen angesprochen, griff er zu einem beliebten relativierenden Argument, das sich jedoch relativ leicht entkräften lässt, wie wir das unter anderem im ersten Teil unserer Serie "Ja, aber..." bereits getan haben. Wir tun das aber gerne erneut. Auch eine weitere Aussage Grubers, die nicht ganz richtig ist, wollen wir nicht unkommentiert lassen. 

Es stimmt. Der LASK ist nicht der einzige Verein, der gerne zur Farbe Rosa (oder anderen Signalfarben, die nichts mit den Vereinsfarben gemeinsam haben) greift. Die Ästhetik ist jedoch genau so wenig Kritikpunkt wie die Farbe Rosa an sich. Viel mehr geht es darum – und das hebt den LASK von anderen - auch den genannten - Vereinen ab – dass es sich um die Marketingfarbe eines Sponsors handelt. Das war weder bei Barcelona noch bei Real Madrid oder sonst wo der Fall. Aber warum ist das nun schlechter? Immerhin bringt es doch den Vorteil, dass die dritte Dress sogar noch ein paar Netsch mehr einbringt – sogar ohne deren Verkauf im Fanshop. Das lässt sich relativ einfach beantworten: Hat ein Sponsor einmal seine gewünschte Farbe auf der Dress, so möchte er diese natürlich auch werbewirksam im Spiel sehen und übt dadurch einen gewissen Einfluss auf den Verein aus, im schlimmsten Fall lässt er sich das Auftreten in seinen Farben sogar vertraglich zusichern. 

So antwortete Siegmund Gruber auf die Frage zu den rosafarbenen Dressen, zum ganzen Video geht es hier

Damit begibt sich der Verein in eine Abhängigkeit und ist nicht mehr selbstbestimmt. Das kann gefährlich werden, wenn diese Abhängigkeit zu groß wird und der Sponsor (aus welchen Gründen auch immer) irgendwann nicht mehr oder nur zu unmöglichen Bedingungen bereit ist, das Sponsoring aufrecht zu erhalten. Wäre die dritte Dress nur aus Gründen der Unterscheidbarkeit in einer Signalfarbe (im Optimalfall: Rot), so gäbe es keinen Anlass, diese ohne Not zu tragen, solange die Heim- und Auswärtsdress in den Vereinsfarben sich nicht mit den Farben des Gegners beißen. Will heißen: Der LASK hätte beispielsweise gegen Antwerpen, Tottenham oder Helsinki in den eigenen Farben auflaufen können – und das sollte jeder identitätsbewusste Verein stets anstreben. Barcelona und Real bestimmen schließlich auch selbst, ob und wann sie in einer dritten Dress auflaufen. Beim LASK ist das offensichtlich nur bedingt möglich – und ein paar Euro mehr wiegen den Identitätsverlust niemals auf. Das alles gilt im Übrigen auch für das ebenfalls gerne aufgegriffene Argument „Wir hatten auch früher andersfarbige dritte Dressen!“. Auch mit Ausweichdressen in Gold oder Knallgelb waren viele unzufrieden, jedoch gab die kontinuierliche Entwicklung keinen Anlass zur Sorge, schließlich waren das einmalige Ausreißer und eben auch keine Sponsorenfarben, während wir heuer bereits die dritte Saison in Folge erleben, in denen mal mehr, mal weniger häufig die Farbe eines Sponsors jenen des Vereins vorgezogen wurde. Auch aus anderen Gründen hinkt der Vergleich zu den anderen Vereinen: Bei Real kamen die rosafarbenen Dressen etwa nur zwei Mal insgesamt zum Einsatz - einmal davon, um Awareness für den internationalen Tag im Kampf gegen den Brustkrebs zu schaffen. 

Daher gehen die Argumente des Präsidenten am Kern unserer Anliegen völlig vorbei, was zeigt, dass es entweder noch viel Aufklärungsarbeit unsererseits bedarf, bis die eigentliche Problematik bei den obersten Vereinsverantwortlichen ankommt. Oder aber die tatsächliche Situation wird zwar erkannt, mit schlechten Vergleichen aber bewusst weggeredet Das ist schade, denn eine Diskussion um tatsächliche Argumente wäre um ein Vielfaches spannender als ein (im TV zu bester Sendezeit) unwidersprochen gelassenes Scheinargument, das Kritiker besänftigen soll.

Dressenwahl gegen Tottenham daheim wurde dem LASK nicht aufgezwungen

Nicht unwidersprochen wollen wir noch eine weitere Aussage von Siegmund Gruber lassen ­- und zwar jene, dass der Schiedsrichter den LASK beim Heimspiel gegen Tottenham gezwungen hätte, in Rosa anzutreten. Die Wahrheit ist eine andere: Am 1. Oktober 2020, nach dem 4:1-Auswärtssieg gegen Sport Lissabon, vereinbarte der LASK mit BWT, drei Mal im Europacup in Rosa zu spielen. Geplant worden sei  laut LASK-Pressesprecher David Obererlacher„natürlich 3x auswärts.“ Der Schiedsrichter untersagte dem LASK in London aber, in Pink zu spielen. In weiterer Folge sah sich der LASK gezwungen, umzudisponieren - und trat folglich beim Heimspiel gegen Tottenham freiwillig (und nicht auf Anordnung des Schiedsrichters) in Rosa an. 
 

 

 

INITIATIVE SCHWARZ-WEISS